Ein weisshaariger Mann schaut den Betrachter an.

Film

Der Illusionist - Helge Achenbach

Als Deutschlands Kunstberater Nummer eins vertrat Helge Achenbach einst Topkünstler wie Gerhard Richter. Doch 2015 landete er wegen Betrugs an der Familie Albrecht im Knast.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2022
Datum:
Sendetermin
11.12.2023
22:25 - 00:00 Uhr

Im Gefängnis hat der ehemalige Kunst-Impresario und Jongleur von Millionenwerten Lehrjahre in Sachen Demut absolviert. Der studierte Sozialpädagoge engagiert sich als Sportwart und beginnt unter Anleitung einer Kunsttherapeutin, selbst zu malen. Nach seiner vorzeitigen Entlassung 2018 gründet er mithilfe finanzstarker Partner eine Stiftung, um einen neuen Zugang zur Kunst und nicht zuletzt zum Leben zu bekommen. Mit seinem Projekt "Kunst ohne Grenzen" fördert er politisch verfolgte Künstler wie die Türkin Zehra Doğan.

Unterschlupf gefunden hatte der hoch verschuldete ehemalige Millionär zunächst im Haus von Günter Wallraff, in dem auch schon Wolf Biermann und Salman Rushdie beherbergt worden waren. Mittlerweile wohnt Achenbach zwischen den Ateliers seiner Künstler auf seinem Stiftungs-Gut, wo er die Schafe füttert, aber auch gern selbst zum Pinsel greift. Seine eigenen Bilder hat er bereits in einer Einzelausstellung zeigen dürfen, und für das Gelände um den ehemaligen Bauernhof, das sich innerhalb der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens in Kaarst direkt an der Autobahn befindet, hat er ebenfalls eine Vision: Ein prestigeträchtiger Skulpturenpark soll dort zum Flanieren einladen.

Bereits in den 1970er-Jahren hatte Helge Achenbach ein neues und einzigartiges unternehmerisches Konzept für die Verbindung von Kunst und Architektur geschaffen, hatte er den Beruf des "Kunstberaters" doch im Grunde erfunden. Er hielt im Lande nach Baukränen Ausschau, las Baustellenschilder und kontaktierte die zuständigen Architekten, um dann den Bauherren Kunst für die modernen Bürobauten zu verkaufen. 1977 gründete Achenbach die erste Art-Consulting-Firma Deutschlands und konnte für die Großprojekte die Crème de la Crème der internationalen Kunstwelt gewinnen: Gerhard Richter, Jörg Immendorf, Georg Baselitz, Sigmar Polke, Günther Uecker, Thomas Struth, Stephan Balkenhol, Tony Cragg, Sol LeWitt, Frank Stella, Andy Warhol, Keith Haring und viele mehr.

Die Filmemacherin Birgit Schulz, die das Drehbuch gemeinsam mit Ko-Autorin Marita Loosen schrieb, hat Helge Achenbach nach seiner Entlassung mehrfach getroffen. Im Gespräch mit ihm und seinen unterschiedlichen Wegbegleitern, wie auch mit umfassendem Archivmaterial und aktuellen Beobachtungen aus dem Kunstmarkt zeichnet sie Achenbachs Weg von seinen Anfängen als Student in Düsseldorf über seinen kometenhaften Aufstieg ins Land der Superreichen und der internationalen Prominenz nach - bis zu seinem aktuellen Projekt an der Peripherie Düsseldorfs. Dabei fängt sie gleichermaßen ein erstaunliches Bild aus den Anfangsjahren eines weltweit explodierenden Kunstmarkts ein. Denn als sicher gilt, dass die Preise der Bilder, deren Kauf Achenbach seinerzeit vermittelt hat, bis heute ungebremst gestiegen sind.

Birgit Schulz wurde für ihren Dokumentarfilm "Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte" von 2009 über die drei bekannten Rechtsanwälte der RAF Otto Schily, Hans-Christian Ströbele und Horst Mahler sowohl mit dem Phönix-Dokumentarfilmpreis als auch mit zwei Grimme-Preisen ausgezeichnet. 2013 gründete sie ihre eigene Produktionsgesellschaft "Bildersturm", in der sie auch als Produzentin anspruchsvolle Dokumentarfilme realisiert, zuletzt für ZDF/3sat "Der Ast auf dem ich sitze" von Luzia Schmid, der 2021 ebenfalls mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.

Interview mit Filmemacherin Birgit Schulz

Birgit Schulz lächelt in die Kamera
Birgit Schulz

Warum ein Film über Helge Achenbach?

Helge Achenbach ist eine Schlüsselfigur in der bundesdeutschen Kunstszene vor allem in den achtziger und neunziger Jahren bis 2014. Er hat mit allen großen Künstlern gehandelt, jeder wußte: Wer mit Achenbach in Kontakt kommt, wird groß und bekannt. Seinen Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg habe ich deshalb sofort als großen Filmstoff erkannt. Und es war klar, dass das gleichzeitig ein kritischer Blick auf den Kunsthandel insgesamt werden musste.

Wie funktionierte die Kontaktaufnahme?

Ich wusste, dass Helge Achenbach, nachdem er aus dem Gefängnis gekommen war, bei Günter Wallraff wohnte. Und ich bin gut befreundet mit dem Kölner Produzenten, der alle Wallraff-Filme produziert hat. Ich habe ihn gebeten, den Kontakt herzustellen, was auch sofort funktionierte. Zwei Wochen später habe ich Achenbach schon persönlich getroffen.

Gab es Schwierigkeiten im Umgang mit ihm?

Es gab keine Schwierigkeiten im Umgang mit ihm. Es war einfach immer interessant und hat dem ganzen Team großen Spaß gemacht.

Wie steht Ihr Protagonist heute zu Ihrem Film?

Helge Achenbach ist mit dem Film sehr einverstanden. Der Film hat ihm noch mal eine Publicitiy beschert wie in früheren Zeiten, er fing dann sogar selbst an, sich noch weitere Kinovorführungen zum Beipiel in Leipzig und Wien zu organisieren.

Interview: Nicole Baum

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