Film
Zimmer 202 - Peter Bichsel in Paris
Am 15. März 2025 ist der Schweizer Schriftsteller kurz vor seinem 89. Geburtstag gestorben. 3sat zeigt eine Dokumentation über sein Schaffen und seine Reisen.
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Mit einem einzigen schmalen Buchband sicherte sich der Dorfschullehrer Peter Bichsel 1964 einen prominenten Platz in der deutschsprachigen Literaturszene. Seine Kurzgeschichten in "Eigentlich möchte Frau Blum den Milchmann kennenlernen" machten ihn auf einen Schlag bekannt. Seither ist er ununterbrochen präsent und erscheint wie eine hintersinnige Verkörperung des (Deutsch-)Schweizertums.
"Zur Stadt Paris" heisst eines von Peter Bichsels späteren Büchern. Auch sonst taucht die französische Hauptstadt häufig in seinem Werk auf. Allerdings war Bichsel selbst nie in Paris, und das mit Bedacht: Sehnsüchte soll man sich erhalten und nicht entwerten, hat er beschlossen. Jetzt aber wagt sich Bichsel in die französische Metropole. Oder besser gesagt: ins Hotel de l'Est im gleichnamigen Bahnhof. Dort quartiert er sich sechs Tage lang in Zimmer 202 ein - ohne die Stadt zu betreten freilich: Es handelt sich um ein Experiment rund um Vorstellung und Realität.
Die Dokumentation ist so lebensnah wie ihr Protagonist Peter Bichsel. Auf ungewohntem Weg und ohne Widersprüche auszulassen nähert sich der Film einer der wichtigsten Schweizer Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte und beleuchtet 40 Jahre (linke) Schweizer Geschichte. Der Dichter tut, was seine Pflicht ist: Er hält seinen Zeitgenossen den Spiegel vor.