Dokumentation
Wild ist der Weste(r)n
Klapperschlangen beißen in Pferdeläufe, Skorpione flüchten mit Vorliebe in Cowboystiefel, Kojoten heulen grundsätzlich vor der Scheibe des Vollmondes und nach jedem Schusswechsel am Himmel kreisen die Geier.
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Die Dokumentation geht der Natur hinter den Mythen des Wilden Westens auf den Grund. Die wahre Natur des Westernfilms: Warum der Rio Bravo im Film von anderen Flüssen gedoubelt wird, Geier über das Statistendasein nie hinausgekommen sind und Skorpione immer ausgerechnet in die Stiefel der Helden klettern. Grundlegende Fragen wie diese beantwortet "Wild ist der Weste(r)n" von Manfred Christ und Harald Pokieser.
Sehnsucht nach dem wahren Abenteuer
Quelle: ORF/Cosmos Factory/Harald Pokieser
Seit hundert Jahren wecken Wildwestfilme die Sehnsüchte nach dem wahren Abenteuer und dem großen "unentdeckten Land" - und waren dabei so erfolgreich, dass die meisten Menschen den Wilden Westen auf den ersten Blick erkennen: die markanten Steintürme des Monument Valley, durch die der Staub pfeift. Endlose Wüsten, die rechtschaffenen Männern große Prüfungen auferlegen und Gesetzlosen ein perfektes Versteck bieten. Reißende Flüsse ohne Wiederkehr, hinter deren Ufern ein neues, besseres Leben wartet.
Bluff oder Wirklichkeit?
Quelle: ORF/Cosmos Factory/Harald Pokieser
Aber was uns die Western über den Westen erzählen, ist bestenfalls nur ein Teil der Wahrheit; meistens ist es einfach ein Bluff - vor allem was die Naturgeschichte betrifft.
Im Wilden Western ist es von der Wüste zum Fluss nur ein einziger Tagesritt, während die Landschaften in der Realität oft tausend Meilen voneinander entfernt sind. Aus praktischen Gründen wurden nicht nur Filmstars ohne Reitkenntnisse, sondern sogar Flüsse gedoubelt: Der berühmte Rio Bravo - im Titel von mehr als hundert Western zu finden - ist seit jeher so ausgetrocknet, dass er traditionell vom Colorado oder vom San Juan River dargestellt wird. War die Landschaft ein wenig zu karg, dekorierte man sie mit den allseits bekannten vielarmigen Seguaro-Kakteen, unabhängig davon, ob die tatsächlich hier wuchsen oder nicht.
Weder gefährlich noch sexy
Quelle: ORF/Cosmos Factory/Harald Pokieser
Der Wilde Westen des Kinofilms beherbergt im Gegensatz zum realen Westen der Vereinigten Staaten natürlich nur einen Bruchteil der tatsächlich dort vorkommenden Tierarten. Diese jedoch sind im Laufe der Jahrzehnte zu Sinnbildern des Verderbens, aber auch der Stärke geworden: die ewig kreisenden Geier, die lästigen Fliegen, die Bisons, die Mustangs und die Truthähne, denen es immer an den Kragen geht.
Die häufigsten Tierarten des echten Westens wurden von den Drehbuchautoren meist aus Ersparnisgründen schlichtweg "vergessen": Die Gabelböcke zum Beispiel, einst eines der Hauptnahrungsmittel der Trapper und Siedler. Sie sind dennoch in keinem Western zu finden, vermutlich weil sie nur aus großer Distanz zu sehen und dementsprechend schwer zu filmen waren.
Andere spannende Tiere wurden wohl nur deswegen niemals berücksichtigt, weil ihnen die wichtigsten Eigenschaften fehlten: Sie waren weder gefährlich noch sexy. Ein solches Schicksal widerfuhr den Prärieeulen ebenso wie den Präriehunden, ganz zu schweigen von Gürteltieren und den allgegenwärtigen Kolkraben. Stattdessen bäumen sich Klapperschlangen in unzähligen Wildwestfilmen vor den Reitern auf, und riesige Skorpione klettern während der Nacht in die Stiefel, um den Helden am Morgen eine böse Überraschung zu bereiten. Aber die rasselnden Giftspritzen haben sich in Wirklichkeit längst aus dem Staub gemacht, wenn ein Pferd in Sichtweite kommt. Und die Großen Texasskorpione sind völlig harmlos.
Ein Leben als Profiheld
Quelle: ORF/Cosmos Factory/Harald Pokieser
In "Wild ist der Weste(r)n" betrachtet der Mann ohne Namen seine Welt aus der Sicht des alten Haudegen, dem nichts Westliches fremd ist: von der Kavallerie, deren Legende die Wirklichkeit überstrahlt bis zum Mythos der allzeit glühenden Wüste. Und er beweist uns, dass es - im Film - möglich ist, einen Truthahn innerhalb von fünf Sekunden zu erlegen und zu braten.
Der berühmte "Mann ohne Namen", Held unzähliger Western der sechziger und siebziger Jahre, hat für diese Dokumentation das Filmgenre gewechselt: Er durchreitet das Land des Westerns und erzählt aus seinem Leben als Profiheld, von der Fantasie der Regisseure und über die seltsamen Tiere und Pflanzen, denen er im Lauf seiner Karriere so oft (oder seltsamerweise niemals) begegnet ist.
Der "Mann ohne Namen"
Quelle: ORF/Cosmos Factory/Harald Pokieser
Für die Dokumentation spielt die Rolle des "Mann ohne Namen" der amerikanische Schauspieler Joe Dimmick, seines Zeichens seit mehr als dreißig Jahren Clint-Eastwood-Double Nummer eins und ein unverbesserlicher Romantiker:
"Spüren Sie es auch schon? Das Gefühl, alles hinter sich zu lassen und in den Sonnenuntergang zu reiten? Ich sage Ihnen eines: Wenn Sie wirklich wollen, können Sie den guten alten Westen überall finden."
Die Produktion wurde zur Gänze in den USA an den Originalschauplätzen der klassischen Westernfilme gedreht. Aufnahmeformat: High Definition. Im Sinne der Bildbrillanz setzte Kameramann Stephan Mussil hochwertige Kino-Optiken ein.
Die Originalmusik stammt von Andy Baum, und ist inspiriert von den opulenten Filmscores der großen Westerepen. Für die zentrale Lagerfeuerszene hat Baum die wehmütige Ballade "Song Bye 'n Bye" komponiert - die im Film von dem in Arizona lebenden Musiker Lou Stebner mit Feingefühl und Augenzwinkern interpretiert wird.