Blick von oben auf eine Eisenbahnbrücke umgeben von Tälern und Bergen.

Dokumentation

Semmering - Über den Zauberberg

Es gibt kaum eine österreichische Gebirgslandschaft, die so viele alpine, alpinhistorische, wirtschaftliche, touristische und künstlerische Facetten bietet wie der Semmering und die ihn flankierenden Bergstöcke von Rax und Schneeberg

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In dieser Landschaft zeigt sich auch die Wandlung einer einst bedrohlichen Wildnis mit einem beschwerlichen Passübergang zu einem Zufluchtsort großstadtmüder Menschen, für die ein Meisterwerk der Technik des 19. Jahrhunderts, die Semmeringbahn, eine "wilde Gebirgslandschaft" in eine Schau-, Vergnügungs- und Erlebnislandschaft verwandelt hat. Teddy Podgorski führt "über den Zauberberg" in Niederösterreich.

Die Sendung zeigt die Entwicklung einer Gebirgslandschaft vom Mittelalter bis ins dritte Jahrtausend: Als "rau und uneben Gebürg" wurde der "Cerewald" - die älteste Bezeichnung des Semmering - im frühen Mittelalter bezeichnet. Erst der Bau eines Hospizes im Jahre 1160 machte ihn zu einem einigermaßen sicheren Alpenübergang. In den Jahrzehnten nach der Aufklärung, mit ihrem von Jean Jacques Rousseau neu definierten Naturgefühl, wurden Semmering, Rax und Scheeberg zunächst zu einem Zufluchtsort vor immer stärker industrialisierten Stadtwelten.

Wenig später verwandelte das Zeitalter der industriellen Revolution den Semmering in ein Demonstrationsobjekt: die Semmeringbahn als weltbekanntes Meisterwerk der Ingenieurskunst des 19. Jahrhunderts! Allerdings wurde der Semmering während des nur sechs Jahre (1848 - 1854) dauernden Baus der Bahn als "Todesberg" bezeichnet. Mehr als tausend der rund 17.000 Bahnarbeiter aus allen Teilen der Monarchie starben in diesen Jahren; die wenigsten an Unfällen, die meisten an Seuchen, die in den primitiven Unterkünften der Bergknappen, Steinklopfer, Zimmerleute, Holz- und Fuhrknechte ausbrachen.

Nach ihrer Fertigstellung schuf die Semmeringbahn binnen weniger Jahrzehnte aus der "wilden Gebirgslandschaft" eine Tourismus-, Schau-, Vergnügungs- und Erlebnislandschaft. "Ist der Semmering ein Land mit Stadthäusern oder eine Stadt von Landhäusern?", fragte sich ratlos Peter Rosegger im Anblick der zahllosen Villen, Gasthöfe, Hotels und Hotelburgen - der Semmering als "Aussichtsterrasse Wiens"! Im klassischen Zeitalter der Sommerfrische war die Gegend auch ein Refugium der Künstler. In den Werken der Schriftsteller Schnitzler, Hofmannsthal, Altenberg, Bahr, Salten, Werfel, Doderer und Musil, in den Kompositionen von Hugo Wolf, Gustav Mahler und Alban Berg und den Bildern von Kolo Moser und Gustav Jahn spiegeln sich die Landschaft und ihre Bewohner wider. Schon in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts waren Rax und Schneeberg die Hausberge kletterbegeisterter Wiener Bürgersöhne. Viele Generationen von Alpinisten aus Wien und Niederösterreich zogen von Rax und Schneeberg aus über Hochschwab und Gesäuse in die Dolomiten und in die Westalpen.

Diese hochalpine Seite der Landschaft zeigt "Universum" mit einer spätwinterlichen Skibefahrung der gefürchteten "Breiten Riess" und einer herbstlichen Extremkletterei im Höllental der Rax. "Wild-romantisch sagen die Reisebücher. Friedlich-einsam sagt das Herz" - beschrieb Peter Altenberg in seinen "Semmering-Photogravüren" dieses Tal. Um die Jahrhundertwende war der Semmering mit Ski und Eislaufkonkurrenzen, der ersten Bobbahn und einer der ersten Sprungschanzen Österreichs auch ein Zentrum des internationalen Wintersports. Auch das erste Automobil-Bergrennen der Monarchie fand am Semmering statt.

Ein steter Gästerückgang prägte im Tourismus die Jahrzehnte nach dem Ersten Weltkrieg. Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg schienen dem Fremdenverkehr zwischen Semmering, Rax und Schneeberg endgültig den Todesstoß versetzt zu haben. Vom Glanz der Jahrhundertwende zeugten nur armselige Reste. Nach vielen vergeblichen Wiederbelebungsversuchen scheinen die Zauberberge im südlichen Niederösterreich in den letzten Jahren nun doch wieder zu dem zurück zu finden, was sie vor mehr als hundert Jahren waren: eine friedliche, stille Berglandschaft vor den Toren Wiens.

Eine Dokumentation von Lutz Maurer.

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