Dokumentation
Geschichten aus dem Wienerwald
Wien ist die einzige Weltstadt, die mit dem Wienerwald über ein riesiges geschlossenes Waldgebiet in unmittelbarer Stadtnähe verfügt. Das Tierleben ist überaus vielfältig, und auch die Flora hat einen bemerkenswerten Artenreichtum zu bieten.
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Für diese Dokumentation hat sich ein Naturfilmer-Team auf die Spuren von Wildschweinen und Hirschen, Ameisen und Spechten geheftet und portraitiert den Wienerwald im Lauf der Jahreszeiten.
Auf den ersten Blick hat der Wienerwald für die "Universum"-Filmer nicht viel zu bieten: Es handelt sich weder um einen Nationalpark noch um ein Welt-Naturerbe, nicht einmal um ein Schutzgebiet.
Erholungsraum einer lufthungrigen Großstadt
Er wird von jeher schamlos besiedelt, die Bäume forstlich bewirtschaftet, das Wild jagdlich genutzt. Von Urwald keine Spur, nicht einmal von einsamer Gegend. Überdies liegt er am Rande einer lufthungrigen Großstadt, von deren erholungsbedürftigen Einwohnern er Wochenende für Wochenende gestürmt wird. Wildtiere gibt es zwar eine ganze Menge, aber keine wirklich spektakulären Arten - Durchschnitt eben. Und dennoch umgibt diesen Wald ein Zauber, in den die Dokumentation "Geschichten aus dem Wienerwald" von Manfred Christ und Harald Pokieser Einblicke bietet.
Melange aus Natur- und Kulturgeschichte
Der Wienerwald bezieht seinen Mythos aus einer ans Herz greifenden Melange von Natur- und Kulturgeschichte. Hier entdeckten die Menschen in der Biedermeierzeit, dass Natur auch lustvoll sein kann, erbaulich und inspirierend. Und die Maler, Komponisten und Schriftsteller schufen sich ihre ganz persönlichen Universen, machten den Wienerwald zum Ursprung und Objekt ihres Schaffens - das hat ihn weltweit berühmt gemacht.
Auf einer Entdeckungsreise durch diesen auf besondere Art unspektakulären Wald begegnet man hinter jeder Ecke einer neuen Geschichte. Es sind Geschichten, die nichts miteinander zu tun haben und doch summa summarum das Wesen dieses seltsamen Waldes bestimmen. Feuersalamander wandern im Frühjahr zu den Bächen, um ihre Jungen zur Welt zu bringen - dort wo Ferdinand Waldmüller seine Gemälde schuf und Nikolaus Lenau seine "Waldlieder".
Phänomen Wienerwald
Je skurriler die Gegensätze, desto deutlicher wird das Phänomen "Wienerwald": Beethoven schreibt vollkommen ertaubt seine "Missa solemnis", ein Laufkäfer jagt einem Regenwurm nach. Schiele zeichnet in seiner Jugend Naturstudien und Landschaften, metallblaue Frühlings-Mistkäfer werden von Milben gepeinigt. Arnold Schönberg verewigt in den "Gurre-Liedern" einen Sonnenaufgang, Siebenschläfer brechen in ein Marmeladeglas ein.Höhepunkte der zoologisch-künstlerischen "Geschichten aus dem Wienerwald" sind unter anderem jener Moment, als eine Wildsau einen Kinderball zum Platzen bringt, das "Abschlachten" eines armen Regenwurms aus der Sicht eines Laufkäfers, ein geradezu unwirklicher Sonnenaufgang über Mödling und eine Dachbodentour mit zwei Siebenschläfern.
Die Kamerateams um "Universum"-Filmer Sepp Neuper haben trotz ungewöhnlicher Anforderungen mit Hilfe klassischer "Universum"-Tools gearbeitet: mit Schnorcheloptiken, Kränen, Endoskopen, Steadicam, Terrarien, Aquarien, einem Heißluftballon und der üblichen grenzenlosen Geduld.
Komponist Andy Baum und die Wiener Musiker Azzi Finder und Lucky Goldschmidt führen mit wienerischen Klängen durch den Film. Altvater Johann Strauß hat ihnen dabei über die Schulter geblickt. Als Sprecher kommt der Schauspieler Wolfgang Hübsch zum Zug, der schon im Volkstheater beim gleichnamigen Stück von Ödön von Horváth Erfolge feiern konnte.
Ein Film von Manfred Christ und Harald Pokieser