Dokumentation
Habsburg und die Alpen (2/2)
Habsburg und die Alpen – das wurde eine große Leidenschaft, in die die Herrscherfamilie nach Audienzen, Arbeitsessen und Kabinettsitzungen floh.
- Produktionsland und -jahr:
-
- Datum:
Die Dokumentation von Christian Papke begibt sich zu den Plätzen, an die es die Monarchenfamilie aufgrund ihrer Bergbegeisterung verschlug - teils aus Zeitvertreib, für die Gesundheit, aus Leidenschaft oder Liebe zur Natur. Sie begleitet Erherzog Johann durch die steirischen Alpen und taucht mit Kaiser Franz Joseph in die Ischler Bergwelt ein.
Geografische Vermessung des Landes und Verbesserung der Verkehrswege
Bevor die Berge für die Habsburger begreifbar wurden, hieß es, diese aufzuzeichnen und zu kartographieren. Kaiser Franz I. leitete mit dem sogenannten „Franziszeischen Kataster“ eine geographisch wertvolle Vermessung des Landes ein. Derartige Ergründungen fußten auch auf militärstrategischem Interesse. Dass gewisse Alpenregionen aufgrund ihrer Lage zu bitteren Zankäpfeln werden konnten, musste bereits Kaiser Maximilian I. mit dem Städtchen Kufstein erfahren. Mitten im wertvollen Passland Tirol gelegen, musste er sich darum mit den bayerischen Nachbarn bis aufs Blut streiten und schwerste Geschütze auffahren.
Die Verbesserungen der Verkehrswege durch das Alpenland machten nicht nur die Anreisen von Kaiser Franz Joseph in die Ischler Sommerfrische angenehmer, sondern erleichterten auch das Wirtschaftstreiben des damaligen Landes, zum Beispiel den Salzhandel. Hierfür wurde auch die erste öffentliche Eisenbahn auf europäischem Festland genutzt, sie wurde noch von Pferden gezogen. Ein Vorteil für alle war, dass die ursprüngliche Strecke Linz -Budweis bis nach Gmunden, der Hauptstadt des Habsburgischen Kammerguts, verlängert wurde.
Adelige "Dampferdamen"
Als dann zusätzlich zum Schienenverkehr die adeligen „Dampferdamen“ aus der Donauwerft (benannt nach der Kaisermutter Erzherzogin Sophie, nach Kaiserin Elisabeth und nach ihren Töchtern Erzherzogin Gisela und später Erzherzogin Marie Valery) auf dem Traunsee Fahrt aufnahmen, wurde die Verbindung von Gmunden zu den Salinen in Ebensee weiter optimiert. Und auch der Kaiser kam nun recht entspannt in seine sommerliche Residenz in Bad Ischl, wo er in den Bergen ringsherum seiner Jagdleidenschaft frönte.
Die Jagd war eine der wichtigsten Erholungs- und Ertüchtigungsaktivitäten der Habsburger in der freien Natur. Dass es hierbei auch zu Exzessen kam, zeigt sich an der Person Erzherzog Franz Ferdinands, der immense Abschusszahlen erreichte und in seiner schießwütigen Versiertheit sogar einen Meisterschützen in Indien ausstach. Das Schloss Artstetten in Niederösterreich, das er sich zum Sitz erwählt hatte und wo er nach seiner Ermordung in Sarajevo auch begraben wurde, widmet sich der Aufarbeitung seiner Geschichte.
Aufblühender Berg- und Kurtourismus
Quelle: ORF/Papke Film/Gasteiner Museum
Die Erschließung der Routen in den Alpenregionen hatte zur Folge, dass ein erster Bergtourismus einsetzte, und die Leute Möglichkeit und Lust bekamen, es den Habsburgern in den Alpen gleichzutun. Bei der Errichtung von Wanderwegen, Schutzhütten oder sogar einer Bergrettung tat sich der Österreichische Touristenklub (ÖTK) hervor. Unter dem Slogan „Mit Herz und Hand fürs Alpenland“ und unter der Schirmherrschaft von Kaiserbruder Erzherzog Karl Ludwig war der ÖTK der Pionier im Alpentourismus.
Auch zur Regeneration ging die kaiserliche Gesellschaft in die Berge. So wurde Erzherzog Johann, nachdem er auf seinem heimatlichen Hof von einem Stier verletzt worden war, von seinem Hausarzt an einen Ort geschickt, der als Wildbad bereits Maximilians Vater Friedrich III. als Kurgast sah: Bad Gastein (Bild oben). Der naturbegeisterte Reichsverweser verliebte sich derart in die Gegend, dass er sich regelmäßig hier aufhielt, sich eine eigene Villa errichtete und anderen Adel mit seiner Begeisterung ansteckte. Ein majestätischer Meilenstein für die Kurgeschichte.
Das Kaiserpaar Sisi und Franz Joseph war sogar als Kurgäste in Bad Gastein gelistet, 1866 gab es im Gasteiner Hotel Badeschloss auch ein Treffen des österreichischen Kaisers mit Kaiser Wilhelm I.
Erzherzog Johann hingegen durchstreifte die steirischen Alpen, traf an stillen Bergseen seine Anna Plochl und bewirkte wegen der Liebe zu dieser Gegend die infrastrukturelle Erneuerung der Steiermark.
Habsburg und die Alpen (1/2)
Als die Habsburger die Alpen für sich entdeckten, erlebten die Berge einen Imagewandel: mit einem Mal waren Felswände und Sturzbäche en vogue und nicht mehr Teufelszeug.