Dokumentation
Die Wikinger-Kriegerin - Amazone des Nordens
Rotbärtig, furchtlos, brutal. Das ist das gängige Klischee des Wikingers. Doch neuesten Erkenntnissen zufolge griffen auch Frauen zur Waffe.
- Produktionsland und -jahr:
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- Datum:
- Sendetermin
- 08.07.2025
- 22:25 - 23:15 Uhr
Quelle: ORF/Urban Canyons 2019/Sebastian Peiter
Wir kennen das Klischee jener Seefahrer aus dem Norden, die vom 9. bis zum 11. Jahrhundert mit ihren räuberischen Kriegszügen Europa in Angst und Schrecken versetzt haben.
Sie gelten als Synonym einer patriarchalischen Kultur, obwohl historische Quellen in England, Dänemark oder dem arabischen Raum von kämpfenden Wikinger-Frauen berichten.
Neueste archäologische Funde stellen diese stereotypen Geschlechterrollen nun in Frage und bestätigen, wovon schon in den nordischen Sagas erzählt wird: Frauen haben ebenso zur Waffe gegriffen, ja sogar hohe militärische Funktionen innegehabt - wenn dies auch die Ausnahme darstellte.
Quelle: ORF/Urban Canyons 2019/Evald Hansen/Bethman
150 Jahre lang galt ein Skelett aus einem Kammergrab im schwedischen Birka als das eines hochrangigen Wikinger-Kriegers. DNA-Analysen haben nun aber ergeben: Es war eine Frau - bestattet mit Speer, Axt, anderen Waffen und ihren zwei Pferden. Frauen haben demnach ebenso zur Waffe gegriffen, ja sogar hohe militärische Funktionen innegehabt wie Männer - wenn dies auch möglicherweise die Ausnahme darstellte. Die mit spektakulären Spiel- und Kampfszenen aufbereitete Dokumentation zeichnet, basierend auf diesen letzten Erkenntnissen, das Leben einer jungen Häuptlingstochter nach, die es mit Mut und Unerschrockenheit zur Heerführerin schaffte.
Über lange Zeit gab es keine Belege für Wikinger-Kriegerinnen. Bis ein Grab auf einer kleinen Insel in Zentralschweden ein mehr als 1.000 Jahre altes verblüffendes Geheimnis preisgab. Auf dieser Insel liegt Birka, vom 8. bis 10. Jahrhundert der wichtigste Handelsplatz Skandinaviens. Mehr als 4.000 Grabstätten wurden im Umland dieser Garnisonsstadt bislang entdeckt, die berühmteste war die eines offenbar mächtigen Kriegers. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts freigelegt und galt als Paradebeispiel für ein Kriegergrab. Bis sich aufgrund der DNA-Analyse der Knochen des Skeletts herausstellte, dass der vermeintliche hochrangige Krieger eine Frau war.
Quelle: ORF/Urban Canyons 2019/Sebastian Peiter
Ausgehend von diesem bemerkenswerten archäologischen Fund entstand die Geschichte der fiktiven Wikinger-Kriegerin Signe. Die 20-jährige Tochter eines Wikinger-Häuptlings lebt Mitte des 10. Jahrhunderts und jagt seit ihrer Kindheit in den dichten Wäldern Zentralschwedens Tiere für ihr Fell und ihr Fleisch. Nach erfolgreichem Beutezug machen sich Vater und Tochter auf den Weg zur größten Handelsstadt der Wikinger: Birka.
Doch der Weg dorthin ist gefährlich, da es Diebe auf die Handelsgüter abgesehen haben. Bei einem Überfall wird Signes Vater ermordet. Als einziges Kind des Häuptlings muss sie gemäß der Wikinger-Tradition die Familienehre retten und den Tod ihres Vaters rächen. Als Signe auf die impulsive Maluscha trifft, findet sie in ihr eine verwandte Seele. Auch die junge Sklavin hat ihren Vater verloren. Leben und Kampf der beiden Frauen werden in aufwendigen Reenactements nachgezeichnet und werfen ein völlig neues Licht auf die sozialen Verhältnisse und Geschlechterrollen in dieser nordischen Gesellschaft.
Eine weitere Erkenntnis der modernen Archäologie: Wikinger betrieben Handel und ließen Gefangene für sich arbeiten. Ohne Sklaven hätte die Wikinger-Gesellschaft nicht funktioniert. Sie erledigten Arbeiten auf Bauernhöfen, in Werkstätten und als persönliche Diener in Haushalten. Über Gepflogenheiten und Gebräuche geben namhafte Wissenschafterinnen und Wissenschafter Auskunft, wie etwa die schwedische Archäologin und Genetikerin Charlotte Hedenstierna-Jonson, die gemeinsam mit ihrem Team belegen konnte, dass der hochrangige Wikinger-Krieger im Kammergrab eine Frau war.
Ein spektakulärer neuer Blick auf die sagenumwobene Kultur der Wikinger - und Wikingerinnen - Skandinaviens.
Stab:
Regie: David Bartlett
Buch: Sebastian Peitler
Deutsche Bearbeitung: Margarita Pribyl