Einen Wandel der Geschichte hat auch dessen Diener erfahren: Die zaubermächtige Katze Tevildo der ersten Fassung wurde bald zu Morgoths Diener Thû und anschließend zu Sauron, dem "Herrn der Ringe" im gleichnamigen Buch. Das alles wissen Tolkiens Fans. Sie haben sich durch die Anmerkungen gelesen, die den größten Teil des "Buchs der verschollenen Geschichten" ausmachen. Neu sind nur - für deutschsprachige Leser - die Übersetzungen der Quenta Noldorinwa und des Leithan-Lieds. Für Leser der Originalfassung gilt, was Christopher Tolkien selbst schreibt: "Aber dieses Buch bietet keine einzige Seite an bislang unbekanntem Material." Es gehe ihm vielmehr darum, die Entwicklung nachzuzeichen. "Es ist ein Versuch, aus einem riesigen Werk von außerordentlicher Tiefe und Komplexität einen Erzählstrang herauszulösen." Es ist nur zum Teil eine Erzählung. Kommentare, Überleitungen und Querverweise verdeutlichen Entstehung und Wandel der Legende. Auch, wenn Christopher Tolkien die Leser mit seinen Anmerkungen durch den Wandel der Geschichte führt: Der Leser wird sich viele Namen merken oder häufig im Glossar nachschlagen müssen. Damit hat das Buch für Kenner nur dann einen Wert, wenn sie ihre Sammlung auch auf Deutsch vollständig haben wollen, denn es ist Christopher Tolkiens letzte Veröffentlichung der Werke seines Vaters, wie er in der Einleitung schreibt; schließlich ist er selbst nunmehr 93 Jahre alt.